Sonntag, 7. Februar 2016

Avantasia - Ghostlights

Band: Avantasia
Album: Ghostlights
Spielzeit:  75:06 min.
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 29.01.2016
Homepage: www.avantasia.net


WERTUNG: 9 von 10 Punkten

  

Tracklist:

01. Mystery Of A Blood Red Rose
02. Let The Storm Descend Upon You
03. The Haunting
04. Seduction Of Decay
05. Ghostlights
06. Draconian Love
07. Master Of The Pendulum
08. Isle Of Evermore
09. Babylon Vampyres
10. Lucifer
11. Unchain The Light
12. A Restless Heart And Obsidian Skies
13. Wake Up To The Moon


Tobi Sammets Avantasia geht mittlerweile in die sage und schreibe siebte Runde und vorab ist bereits festzustellen, dass es so gut wie keine Abnutzungserscheinungen gibt. Auch "Ghostlights", welche das lyrische Konzept vom Vorgänger "Mystery of  Time" fortführt, ist Bombast-Rock allererste Sahne mit einigen subtilen Überraschungen gespickt.

"Mystery Of A Blood Red Rose" wurde für Meat Loaf geschrieben und das merkt man auch. Nachdem der Fleischklopps jedoch absagte macht Meister Sammet gesangstechnisch mal eben einen auf Meat und trifft die Töne sicherlich besser als das Original (wer die letzten Meat Loaf Liveauftritte gesehen hat weiß was ich meine) und die Komposition ist über alle Zweifel erhaben. Ein recht untypischer Avantasia-Song, der mit den Folgestücken musikalisch nicht viel am Hut hat aber dennoch sofort zündet, insbesondere der melodische Refrain. Mit dem Titel treten die Jungs übrigens beider deutschen Vorausscheidung zum  Eurovision Song Contest an. Nichts für böse True Metaller natürlich aber der Song hat meiner Meinung nach durchaus Chancen. Lordi haben es ja damals auch geschafft.

Der einzige überlange Song auf der neuen Scheibe ist "Let The Storm Descend Upon You", bei dem sich Tobi, Jorn Lande, Ronnie Atkins (Pretty Maids) und Robert Mason das Gesangsmikro reichen. Besonders genial bei dem Song ist der zweifache Chorus - kommt der erste und man denkt das wars, setzt Chorus zwei dem ganzen das Sahnehäubchen auf, clever gemacht und arrangiert.

"The Haunting" erinnert (teilweise ein bisschen zu stark) an die alten Klassiker " Death Is Just A Feeling " (von "Angel of Babylon") oder "The Toymaster" (von "The Scarecrow"). Statt Alice Cooper und Jon Oliva ist hier Dee Snider zu hören, der dem bedrohlichen Stampfer seine Stimme leiht. Vielleicht nicht ganz die Klasse der beiden vorgenannten Songs aber immer noch schwindelerregendes hohes Niveau.

Eines der Talente von Meister Sammet ist es bei Avantasia für mich immer gewesen, dass er alte Sangesrecken, deren Karriere sich eher in der Sackgasse befinden, wieder zu neuen Höchstleistungen anspornt. So ist es diesmal bei Geoff Tate. Über seine Solokarriere seit dem dramatischen Split von Queensryche ist ja eher der Mantel des Schweigens zu decken so schlecht ist das Ganze. Auf "Ghostlights" brilliert er mit toller Stimme und singt mit "Seduction Of Decay" so, als ob er sich in seinen besten Zeiten befinden würde. Sicherlich das Beste was er seit Jahrzehnten eingesungen hat. Der Song würde auch gut auf "Rage For Order" passen. Eines DER Highlights der Scheiblette.

Der Titelsong ist eine übliche Kiske-Power-Nummer, bei der sich der Meister himself wieder in allerhöchste Tonlagen schraubt. Die Texte versteht man dabei ohne Lyricbook zwar nicht mehr aber es ist schon beeindruckend, wie der Mann immer noch die Töne trifft, wenngleich der Song jetzt eher "Standard-Avantasia-Powermetal" darstellt und nicht besonders herausragt.

Die nächste Überraschung stellt "Draconian Love" dar. Am Mikro ist dort Herbie Langhans zu hören, den manche vielleicht von Beyond The Black kennen und der hier eine formidable Ville-Valo-Gedächtnisvorstellung gibt, wie überhaupt der ganze Song an HIM erinnert, deren letzte Ergüsse aber bei Weitem in den Schatten stellt. Überrascher Song aber sehr geil gemacht.

Freunde Von Edguy und Helloween'schen Kinderlied-Refrains (nicht negativ gemeint!) kommen bei "Master Of The Pendulum" auf ihre Kosten. Der Song startet balladesk ehe ein fetziges Brachialriff den Song als Powerhymne weiterführt. Ein Duett zwischen Sammett und Marco Hietala (u.a. Nightwish).

Die weibliche Komponente wird von Within Temptation's Sharon den Adel beigesteuert. Leider ist "Isle Of Evermore" die Schwachstelle des Albums, eine elektronisch gehaltene Ballade, die für mich höhepunktslos dahinwabert und eher als Bonustrack geeignet wäre. Sehr nahe an der Kitschgrenze. Da hatte man in der Vergangenheit bessere ruhige Nummern am Start.

Dieser Ausrutscher wird durch das flotte "Babylon Vampires" locker wieder wettgemacht. Robert Mason gibt hier eine weitere exzellente Gesangsvorstellung, überhaupt muss man sagen, dass er wohl die grösste Überraschung auf "Ghostlights" darstellt und der mit Abstand beste Sänger auf der CD ist. Leider wird er wohl nicht auf der bald startenden Tour mit dabeisein. Er singt wirklich alles in Grund und Boden mit seiner klaren unaufdringlichen Stimme. Top!

Jorn darf auf dem weitgehend eher gediegenen "Lucifer" nocheinmal ran, eine Nummer, welche als Ballade beginnt und erst gegen Ende Fahrt aufnimmt. Man darf sich auf Jorn auch live freuen, dessen Solokarriere die letzten Jahre auch irgendwie im Sande verlaufen ist. Zum Glück haben wir Avantasia.

Powerhymnen-Time ist dann wieder auf "Unchain The Light" angesagt. Im Refrain schwebt Michael Kiske wieder in höchste Höhen, während Ronnie Atkins mit seiner eher tieferen Stimme einen schönen Kontrast dazu bildet. Ebenfalls ein herausragender Song.

Den offiziellen Abschluss auf  "Ghostlights" wird mit "Restless Heart and Obsidian Skies" mit Bob Catley als Gast  abgeliefert, den man auch "The Story Ain't Over Part 2" betiteln hätte können. Besagter Track wurde damals ja seltsamerweise als B-Side verwurstet und gehört für mich noch heute zu den absoluten Höhepunkten der Avantasia-Discographie (und wird ja zurecht auch immer wieder live gespielt). "Restless..." kommt da erwartungsgemäß nicht ganz heran ist aber dennoch ein starker Abschluss eines wieder mehr als gelungenen Albums. Klar gibt es etliche Stellen, an denen man sich denkt "hab ich doch schon mal auf einer früheren Avantasia gehört" (insbesondere was die schnellen Powermetal-Abgehnummern angeht) aber das macht in diesem Fall nicht viel aus, denn die Scheibe ist top. Dass die Produktion wieder höchsten Ansprüchen genügt ist bei einem Könner wie Sascha Paeth (der auch wie übliche die Gitarre bedient neben einigen anderen Gaststars wie z.B. Bruce Kulick, der einige Soli beisteuert) nicht anders zu erwarten gewesen.

Als Bonustrack gibt es noch das recht nette "Wake Up To The Moon"; auf dem mit Ronnie Atkins, Robert Mason, Michael Kiske, Bob Catley und Jorn nochmal fast alle Gesangsrecken vertreten sind. Eine eher poppige Nummer, die aber weitaus besser ist als "Isle Of Evermore" und den Platz auf der Scheibe durchaus verdient hat.,

Fazit: Erneut eine Scheibe auf allerhöchsten Niveau. Tobi ist und bleibt auf seinem Gebiet der beste Songwriter bei uns im Lande. Die Hater wird er auch mit "Ghostlights" nicht überzeugen, die Fans hält er weiter bei der Stange und dürfte sich bei vollen Hallen auf der kommenden "Ghostlights"-Tour wieder ins Fäustchen lachen. Well done my son!

Martin




 

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