Sonntag, 8. Oktober 2017

Supersonic Blues Machine - Californisoul


Band : Supersonic Blues Machine
Album : Californisoul
Spielzeit : 63:13 Min.
Veröffentlichung : 20.10.2017
Homepage : www.supersonicblues.com

Wertung : 9 von 10 

Trackliste :

  1. I Am Done Missing You  
  2. Somebody's Fool (feat. Robben Ford)
  3. L.O.V.E.
  4. Broken Heart (feat. Billy F.Gibbons)
  5. Bad Boys
  6. Elevate (feat. Eric Gales)
  7. The One
  8. Hard Times (feat. Steve Lukather)
  9. Cry
  10. The Stranger
  11. What's Wrong (feat. Walter Trout)
  12. Thank You
  13. This Is Love

Auch die zweite Veröffentlichung der Supersonic Blues Machine ist eine rundum schmissige Angelegenheit geworden. Selbst wenn die Scheibe nahtlos am Vorgänger West Of Flushing, South Of Frisco anknüpft und in Robben Ford, Billy Gibbons, Eric Gales und Walter Trout gar die fast identische Riege Gastmusiker hinzugezogen wurde (lediglich Warren Haynes wurde durch Steve Lukather ersetzt), ist die Musik auf Californisoul alles andere als langweilig geraten. Im Gegenteil, die Fans von Fabrizio Grossi (Bass), Lance Lopez (Gitarre, Gesang) und Kenny Aronoff (Schlagzeug) dürfen sich auf ein weiteres Album voller Bluesrock-getränkter Songs mit viel Seele unter der harten Schale freuen.

Ein lässiger Reggae-Rocker mit Tiefgang eröffnet Californisoul. "Der Song richtet sich sowohl an verschmähte Liebhaber, als auch diejenigen, die ihre schlechten Angewohnheiten hinter sich gelassen haben. Das Album studiert und feiert die Menschlichkeit" so Lance Lopes über I Am Done Missing You. Charakteristisch, und das zieht sich wie ein roter Faden durch die beiden Platten, ist das schwitzig-bluesige Grundgefühl und der mehrstimmige, irgendwie nölig wirkende Backgroundgesang von Anita und Francis Benitez Grossi. Dazu Handclaps. Immer wieder und in fast jedem Song krabbeln Handclaps hinterm Gebüsch hervor. Ich find's OK, hört sich cool an und prägt den SBM-Sound, also was soll's. Die Frage nach den Gästen beantwortet Fabrizio Grossi: "Viele Leute fragen mich, warum bei Supersonic Blues Machine immer Gastmusiker mit von der Partie seien, obwohl wir doch selbst genug auf dem Kasten hätten. Es gibt drei Antworten darauf. 1.: Wir sind alle eng befreundet und hatten einen Mordsspaß. 2.: Viele von Ihnen geben keinen Unterricht. Das ist unsere einzige Chance, hinter ihre Geheimnisse zu kommen. Und 3.: Sie inspirieren und fordern uns gleichzeitig heraus." Aha.

Die illustre Gästeschar setzt allerdings unterschiedliche Akzente: Robben Ford steuert ein unauffällig feines Gitarrensolo hinzu und veredelt das ohnehin sehr galant dahingleitende Somebody's Fool, während Billy Gibbons dem "Soundtrack eines imaginären Roadtrips von Los Angeles nach San Francisco im Jahr 1971" mit Broken Heart seinen unverkennbaren Desert-Blues-Boogie einhaucht. Man muss das auch gar nicht kommentieren, Gibbons' Licks sind dermaßen prägnant daß sogar mein Wellensittich den inzwischen 67-jährigen heraushören würde. Der schönsten Nummer darf aber Steve Lukather beiwohnen. Hard Times gleitet schläfrig wie ein warmer Sonntagmorgen dahin und wächst an zu einem furiosen Zusammenspiel sämtlicher Ingredienzen die die Supersonic Blues Machine anbietet. In der Besucherritze zwischen Lukathers Saiteneinlagen schnurrt ein zurückhaltendes Keyboard, allerfeinst von Alessandro Alessandroni jr. intoniert. Auch hier sind es die Feinheiten im Hintergrund, wie die sanft angeschlagenen Chimes und Bongos, die Atmosphäre erzeugen. Letzten Endes ist es aber Lance Lopes, dessen kratziges Organ und Gitarrenspiel das Ding, natürlich auf dem Fundament seiner versierten Mitstreiter, prägen. Hard Times ist einer der stärksten Songs auf einer durchgehend gelungenen Platte. 



Das Gros der Lyrics steuerte übrigens Fabrizio Grossi bei, aufgenommen wurde Californisoul in Kalifornien und zwar im Fab’s Lab im Norden Hollywoods. Die Scheibe kommt übrigens auch ohne fremde Hilfe aus. Unter anderem lohnt sich das eingängige L.O.V.E., welches mit einem wunderbaren Chorus glänzt und ansonsten höchst lässig mit schöner Bluesharp überzeugt. Funkig wird es mit The Stranger und gefühlvoll mit Cry, einer trotz aller Emotionalität kraftvollen Ballade. Mein persönliches Highlight ist eher untypisch für Californisoul, fügt sich am Ende der tollen Scheibe aber ganz wunderbar ein. What's Wrong, ein klassischer Blues, steigert sich und gipfelt im Duell zwischen Lance Lopez und Walter Trout, die vom Gitarren- ins Gesangsduell wechseln und sich immer verzweifelter die Frage stellen, was in "ihrem" Blues grad falsch läuft.

The Answer is, there's nothing wrong with your Blues, Sirs.

This Is Love, ein cooler Reggae, darf Californisoul genauso beenden, wie er es eröffnet hat. Alles in allem ist Californisoul ein Paradebeispiel für modernen Bluesrock, der in sämtlichen Genres wühlen darf und Freiheit und Wandel atmet. Ganz wie damals auf dem Roadtrip im Jahr 1971. 


Bernd Fischer

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke für deinen Kommentar.
Dein Rockingboy-Team

P.S.: Beleidigende Kommentare werden sofort gelöscht. Bitte achtet auf eure Formulierungen - auch hier gilt: Höflich und sachlich bleiben.